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Der Duft der Narde - Folge deinem Herzen

Lass uns 2000 Jahre in die Vergangenheit reisen. Wir befinden uns kurz vor einem der grössten Feste des Judentums, dem Passah. Alle sind in Aufregung und am Vorbereiten, hektisches Treiben in den Häusern, aber auch die Strassen sind voller Menschen, denn viele zieht es für diesen Anlass nach Jerusalem in den Tempel.

Jesus war zu diesem Zeitpunkt in aller Menschen Munde und sie fragten sich, ob er wohl der versprochene Messias sei. Er hat bereits viele Wunder gewirkt, das letzte war, dass er Lazarus vom Tod erweckte.

 

Mitten in diesem Gewusel war Jesus in Bethanien, nahe von Jerusalem, bei einem Freund zum Essen eingeladen. Ich weiss nicht, wie man sich das vorstellen sollte, aber anscheinend kamen da viele neugierige Leute vorbei, die nicht nur Jesus, sondern auch Lazarus, der ebenfalls eigeladen war, sehen wollten. Und mitten in diese Szene hinein kam nun Maria, die Schwester von Lazarus, und goss ein ganzes Fläschchen mit kostbarer Narde über das Haupt von Jesus und auf seine Füsse. Die Jünger waren entsetzt über diese Verschwendung, sie fanden, dass es besser wäre, das Öl teuer zu verkauft und das Geld den Armen zu geben. Doch Jesus stellte sich zu ihr und verteidigt sie vor seinen Freunden. Jesus sagt, dass Maria diese Geste für sein Begräbnis getan hat. Ich glaube, dass sie in diesem Moment eine der wenigen Menschen war, die wirklich verstand, was er die ganze Zeit zu erklären versuchte, nämlich, dass er sterben würde. Seine besten Freunde haben das tatsächlich erst verstanden, als es soweit war.

 

Wir wissen, dass Maria es liebte Jesus zuzuhören und wir wissen auch, dass aus dem Hören Glauben entsteht. Maria hörte Jesus zu und aus diesem Hören heraus, handelte sie prophetisch in diese Zeit hinein.

 

Der Duft der Narde, den sie wählte, passt von seiner Wirkung wunderbar. Dieses Öl beruhigt die Nerven. Es wirkt kräftigend in schwierigen Zeiten und ausgleichend in Stresssituationen. Auch wenn Jesus Gottes Sohn war, so war er doch auch Mensch und ich denke, es war für ihn nicht einfach, auf das Kreuz zuzugehen. Mich berührt sein weiches oder vielleicht passender gesagt, sein sanftes Herz. Er gibt sich nicht als Helden, der keine Hilfe braucht, sondern er nimmt diese tröstende und stärkende Geste dankend an und lobt Maria, die ihm in diesem Moment ihre Liebe und Hingabe ausdrückt. Sie verstand, was auf ihn zukommen würde und investierte etwas vom Kostbarsten, das sie besass. Manche Bibellexika vermuten, dass dieses Öl ein Erbe war, man schätzt den Wert auf einen durchschnittlichen Monatslohn dieser Zeit.

Es steht, dass der Duft das ganze Haus erfüllte. Ich stelle mir vor, wie in alle Hektik eine Ruhe einkehrte, denn dieses Öl wirkt wirklich sehr betörend, sogar etwas einschläfernd. Ich frage mich, ob es Maria Mut gekostet hat. Überlegte sie sich, dass die Männer abschätzig reagieren würden? Werweisste sie in ihrem Herz hin und her und kamen ihr vielleicht sogar die gleichen Gedanken, wie den Jüngern? Oder folgte sie einfach einem leidenschaftlichen Impuls?

Eine ganz ähnliche Geschichte finden wir im Lukas Evangelium. Auch hier kommt eine Frau an den Tisch an dem Jesus zu Gast liegt, benetzt seine Füsse mit Tränen, trocknet sie mit ihren Haaren und salbt sie danach mit kostbarem Öl. Der Gastgeber, ein Pharisäer, denkt bei sich, dass Jesus kein Prophet sein kann, denn sonst würde er diese Frau wegschicken. Wir wissen nicht so genau wer sie ist, es steht nur, dass sie eine Sünderin war. Doch Jesus beweist, dass er ein Prophet ist, dadurch, dass er die Gedanken des Mannes errät und ihn darauf anspricht:

"Siehst Du diese Frau? Ich bin in Dein Haus gekommen, Du hast mir kein Wasser auf meine Füsse gegeben, diese aber hat meine Füsse mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben, diese aber hat, seitdem ich hereingekommen bin, nicht abgelassen meine Füsse zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, diese aber hat mit Salbe meine Füsse gesalbt. Deswegen sage ich Dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt, wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig." Luk 7 44-47

Ich liebe diese Geschichte, es hat so viele Kostbarkeiten darin. Eigentlich erzählt sie uns das Evangelium kurzgefasst. 

Jesus redet hier zu diesem Pharisäer nicht nur als Gastgeber, sondern auch als geistlicher Vorsteher seines Volkes, den Juden. Sie haben ihn nicht willkommen geheissen und ihn nicht zum König gesalbt, doch diese Frau, die in den Augen der Juden eine Sünderin war, erkannte ihn, hiess ihn willkommen, symbolisiert durch die Fusswaschung und dem Willkommenskuss, und salbte ihn zum König. Jesus spricht ihr daraufhin Vergebung zu und zeigt damit sehr bildlich, dass bei Gott nicht fromme Regelgerechtigkeit, sondern aufrichtige Liebe und ein Herz, das ihn erkennt, zählt. Ihre ehrlichen Tränen waren ihm kostbarer, als die geheuchelte Anerkennung dieses, in der damaligen Gesellschaft sehr angesehenen Mannes. 

Diese beiden, fast identischen Geschichten, sind Gott so wichtig, dass wir im alten Testament sogar einen prophetischen Hinweis dazu finden. 

"Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft" Hohelied 1.12

Das Salböl steht in dieser Geschichte sicher auch als Symbol für den heiligen Geist. Er ist unser wertvolles Erbe, dass wir verschwenderisch über Menschen ausgiessen dürfen.
Mich inspiriert diese Geschichte, aus Liebe etwas ungewöhnliches zu tun oder zu sagen. Sie ermutigt mich, die Meinung der Anderen und auch die gesellschaftliche oder kircheninterne Stellung etwas in den Hintergrund zu schieben und das zu hören, was Jesus gerade denkt. Sie erinnert mich daran, dass da, wo ich auf diese leise Stimme in meinem Herz höre, das ganze Haus mit dem Duft seiner Gegenwart erfüllt wird und ich diese wunderschönen, erfüllenden Momente erlebe, in denen Gott spürbar und erlebbar wird.

Als diese Frauen das Öl ausgegossen haben, sagte ihnen niemand Danke ausser Jesus allein. Es bewirkte zu diesem Zeitpunkt auch noch nichts, was für diese Frauen ein greifbarer Impact gewesen wäre. Doch würden sie sehen können, wie diese Geschichte auch noch 2000 Jahre nach ihrem Tod Herzen berührt, verändert und heilt, sie würden es wieder tun.

 

Die erste Geschichte findet sich in Johannes 12, Markus 14.3 und Matthäus 26.6

 

Be blessed

Damaris

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