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Die passenden Schuhe

Ich liebe es Berge zu erklimmen. Das Gefühl, wenn man Oben angekommen ist, und die wohlverdiente Aussicht unendlicher Weiten geniesst, ist grandios. Doch schon der Weg, die körperlichen und mentalen Herausforderungen, die frische Luft und die freie Natur sind der Mühe wert. Einmal, als ich mit meiner Familie in den Bergen war und wegen meiner Verletzung nicht Skifahren konnte, beschloss ich sehr spontan, auf die Gondel zu verzichten und den Weg zum Bergrestaurant zu Fuss zurückzulegen. Ich hatte keine Schneeschuhe dabei und war mir daher nicht sicher, ob ich überhaupt Oben ankommen werde. Doch der Berg und die Herausforderung schienen förmlich nach mir zu rufen, also wollte ich es wenigstens probieren. Der Anfang war noch angenehm, denn es gab bis zur ersten Hütte einen Weg. Danach stapfte ich einige Meter durch den Tiefschnee, bis ich auf der Piste weitergehen konnte. Da ich stellenweise ziemlich tief einsank fühlten sich diese wenigen Meter, wie ein Kilometer an. Endlich auf der Skipiste angekommen, sank ich zwar nicht mehr ein, aber es wurde stellenweise ziemlich rutschig. Mein häufigster Gedanke auf dieser Wanderung war wohl: "Hätte ich doch Schneeschuhe dabei, dann wäre das alles viel leichter." 

In diese Situation fing der Heilige Geist an, in mein Herz zu reden: "Schneeschuhe sind wie meine Gnade. Der Berg, den Du besteigst, ist der Gleiche, ob Du nun Schneeschuhe anhast oder nicht, mit ihnen an Deinen Füssen geht es einfacher. Der Berg ist wie das Leben, das Du lebst, Du kannst es mit oder ohne meine Gnade leben, mit geht einfacher. Wie die Schneeschuhe Dich vor dem Einsinken im Schnee bewahren, trägt Dich meine Gnade durch tiefe Zeiten, wie die Metallhacken Dich auf rutschigem Untergrund sichern, stützt die Gnad Dich in Turbulenzen und sie lässt Dich aufrecht gehen an steilen Hängen, wie die Steigeisen an den Schuhen."
Mir kam ein Bild in den Sinn, das ich viele Jahre davor, in einem prophetischen Gebet der Schleife (Gemeinde in Winterthur), erhalten habe. In diesem inneren Bild, das diese Person hatte, tanzte ich Ballett. Der Tanz war sehr anstrengend für mich, weil ich die falschen Schuhe anhatte. Ich versuchte dazumal eine Interpretation für dieses Bild zu finden, aber nichts ergab so wirklich Sinn für mich. Natürlich gab es viele spannende Gedanken zum Thema Schuhe, aber nichts, was in mir Anklang fand. Normalerweise, wenn Gott redet, ist es wie ein Schlüssel, der ins Schlüsselloch passt und eine Türe geht auf, es verändert sich etwas, es gibt einen neuen Raum, einen neuen Weg. Da dies nicht der Fall war, habe ich dann auch nicht mehr länger über dieses Bild nachgedacht. In diesem Moment auf dem Berg ohne Schneeschuhe hat es "klick" gemacht, denn ich hatte gerade die falschen Schuhe an und es war sehr anstrengend. 

In den Monaten vor diesem Erlebnis, bin ich immer wieder mit dem Thema Gnade und der Tatsache, dass Jesus am Kreuz alles vollbracht hat und wir nichts mehr dazu beitragen können, konfrontiert worden. Ich glaubte zu diesem Zeitpunkt sehr wohl an einen liebenden und gnädigen Gott, aber da gab es doch noch ein bisschen Gesetz oder aus meiner Sicht zumindest einiges an Pflichten, die erfüllt werden sollten um gesegnet und vielleicht auch gerettet zu sein. Ich dachte, dass das Ausmass der Gnade in meinem Leben, damit zu tun hätte, wie ich mein Leben lebe und nicht einzig und allein davon abhängt, dass Jesus am Kreuz für mich gestorben ist. Um ehrlich zu sein, war ich sehr skeptisch eingestellt gegenüber Predigten zum neuen Bund oder über das Zeitalter der Gnade. Heute weiss ich, dass seine Gnade wirklich genügt und mein einziger Anteil darin besteht, sie dankend anzunehmen. So, wie ich eben meine Schneeschuhe anziehe, ziehe ich die Gnade an, indem ich mich entscheide, an sie zu glauben. Gerade dann, wenn das Leben anstrengend oder herausfordernd ist, fühlt es sich manchmal so an, als gäbe es keinen Gott und die Versuchung alles selber zu regeln ist verlockend. Anklagende Gedanken gegen mich, gegen Gott oder auch gegen andere Menschen füllen das Denken so schnell dabei. Doch seine Gnade bedeutet, dass gerade wenn es heftig stürmt, seine Kraft am stärksten wirkt und ich mich in seinen Armen sicher und geborgen fühlen darf. Unabhängig davon, was ich oder meine Mitmenschen gerade falsch oder richtig gemacht haben, er kümmert sich um den Sturm, ich muss dies nur glauben und annehmen. Und er macht das dann auch richtig richtig gut, wenn er meine Erlaubnis kriegt und ich den Mut habe auf ihn zu warten und auf seine Impulse in meinem Herz zu hören.

"Lass Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in Deiner Schwachheit mächtig." 2.Kor. 12.9

In der Woche darauf habe ich mir endlich eigene Schneeschuhe und das Buch von Derek Prince "Allein durch Gnade" gekauft.

Meine Leben wurde so viel leichter und das nicht nur, weil ich beim erklimmen von verschneiten Bergen nicht mehr im Tiefschnee versinke.

Gnade tut sooooo gut und ich glaube, wir brauchen ein ganzes Leben um das Ausmass seiner Gnade ganz zu erfassen, denn Gottes Gnade ist immer noch ein bisschen grösser als Du und ich erwarten oder uns erträumen können.

 

be blessed

Damaris

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